Familienführung "Europäischer Grauwolf"

Waldpädagogische Wanderung über den "Neuen alten Beutegreifer im Colditzer & Glastener Forst"

Der Wolf als Thema der Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE)
Über Artenschutz in einer „Zuvielisation“ zu Klimaschutz

Die Familienführung, eines von vielen Projekten Kästners, greift die Rückkehr des Wolfes im Colditzer und Glastener Forst auf. Basierend auf vorhandenen und aktuellen Feldforschungen, trägt sie Wissen über das Wildtier mit entsprechenden Bildungsprogrammen an Schulen und Interessierte heran. Die durch den Staatsforst ausgebildete Waldpädagogin sowie zertifizierte Natur- und Landschaftsführerin widmet sich neben der Naturpädagogik auch der Klima- und Mitweltbildung auf Edutainment-Art (praktisch u./o. spielerisch dargestellte Wissensvermittlung für Jung bis Alt = BNE). Besonders wichtig ist ihr, die Menschen zu zukunftsfähigem Denken und Handeln zu befähigen, denn dies ermöglicht jedem Einzelnen, die Auswirkungen des eigenen Tuns auf die Welt zu verstehen.

Die Rückkehr der großen Beutegreifer stellt SpaziergängerInnen, NutztierhalterInnen und Andere vor große Herausforderungen. Seit dem Jahr 2000 erfährt man aus den Medien, dass der Wolf stets neue alte Lebensräume erschließt. Seit über zwei Jahren gehört er wieder zum festen Bestandteil der heimischen Fauna.
Während der Begehung werden Biologie und Verhaltensweisen des Wolfes an Hand wissenschaftlicher Erkenntnisse nähergebracht. Als in der Lehrfunktion neutralstehende Multiplikatorin, gibt sie SchülerInnen und Erwachsenen die Gelegenheit, sich umfassend und sachlich über den neuen alten Naturbewohner zu informieren.

Das Thema Wolf sorgt oft für kontroversen Gesprächsstoff. Aufklärungsarbeit ist daher das zentrale Instrument, um den Beutegreifer und seine wichtige Rolle im Ökosystem zu vermitteln und Akzeptanz zu schaffen. Das Sprichwort: „Wo der Wolf wohnt, wächst der Wald“ (Verfasser unbekannt) ist insoweit richtig, dass dort wo bspw. Rehwild Verbissschäden verursacht, der Wolf jene Beutetiere reguliert. Biologisch gesehen, regulieren allerdings die Beutetiere den Wolf.

Während Kästners Führung können auch die Jüngeren gespannt sein, die bspw. Szenen auf der Wildtierkamera verfolgen können, in der die vermutlich trächtige Fähe (weibl. Wolf) in einer Frühjahrsnacht 2022 zu sehen ist. Warum das Wolfsjahr am 1. Mai beginnt, wie man einen Wolf vom Hund unterscheidet, Fährten erkennt, wie man sich bei einer Wolfsbegegnung verhält, was Herdenschutz bedeutet sowie weitere spannende Fragen werden auf der Wanderung erläutert. Interessantes berichtet Kästner auch über die Arbeit des aufwändigen und umfangreichen Wolfsmonitoring, das von erfahrenen Kollegen ehrenamtlich betrieben wird.

Der Wolf ist zurückgekehrt und er wird bleiben. Kommt ein Wolf durch unterschiedliche Ursachen zu Tode wie bspw. durch Erkrankung, Verhungern, Alter, Verkehrsunfall, Selbstregulierung, illegaler Abschuss, kommt ein Neuer. Das ist ein Fakt.
Das ist aus Naturschutzsicht positiv zu werten, kann aber zu Konflikten führen, wenn Wölfe wirtschaftlichen Schaden durch Nutztierrisse anrichten oder das Sicherheitsgefühl der Bevölkerung beeinträchtigen. Wildtiere berühren die meisten Menschen emotional. Deshalb werden sie entweder gefüttert und romantisiert - oder verdammt und gefürchtet. Aus Unwissenheit gibt es Vorurteile gegen einzelne Arten, wie den Wolf oder Habicht. Mit zielgruppenorientierter und wertungsfreier Darstellung soll den Ängsten, Vorbehalten und Sorgen im Rahmen der Tour begegnet werden. Kästner fügt hinzu: „Hätten Menschen genauso viel Angst vor den Folgen der Erdwärmung, dann sähe die Klimapolitik in Deutschland sicher viel konsequenter aus.“

Bei Entscheidungen über den Umgang mit Wölfen in unserer Kulturlandschaft, müssen daher neben dem Naturschutz auch die Anliegen der betroffenen Menschen berücksichtigt werden. Ausgleichszahlungen für Schäden, passiver und aktiver Herdenschutz (in Sachsen zu 100% förderfähig über Fachstelle Wolf Sachsen) und die Vermittlung von Wissen über die Lebensweise der Wölfe sind wichtig, um die Akzeptanz zu fördern. Das bedeutet nicht, den Wolf lieben zu müssen. Diese ökologischen, ökonomischen und auch soziokulturellen Aspekte machen die Rückkehr des Wolfs zum Thema der Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE).

Mit derartigen Lehrformaten kann Kästner Kinder und Jugendliche frühzeitig erreichen. Am Beispiel der Thematik der Rückkehr der Wölfe u.a. stark gefährdeten Arten wie bspw. der Feldhamster, Schwalben, Kiebitze, Insekten, Pflanzenarten uvm., können sie lernen, gesellschaftliche Anliegen im Artenschutz aus unterschiedlichen Perspektiven zu betrachten sowie Strategien für ein konfliktarmes Miteinander zu erarbeiten. Gleichzeitig üben sie die Teilhabe an gesellschaftlichen Entscheidungsprozessen.

Daher ist es dringend notwendig, gemeinsam Lösungen voranzutreiben, die den Klimaschutz ermöglichen, ohne dabei das zu zerstören, was gerettet werden soll. Klimaschutz und Artenschutz gehören unteilbar zusammen. Was ist Klimaschutz, wenn nicht der Erhalt von Vielfalt, von Lebensgemeinschaften, von Lebensräumen, von Arten – und damit von uns Menschen?!

Grundsätzlich ist es sehr schlecht bestellt um die Artenvielfalt der Erde. Aktuell wird das größte Tier- und Pflanzensterben seit Verschwinden der Riesenechsen beobachtet und gleicht einem Supergau. Ursachen sind vorallem Lebensraumzerstörung und unsere Landübernutzung, steigender Energiehunger sowie menschengemachte Treibhausgasemissionen. Wenn Tiere und Pflanzen aussterben, werden Ökosysteme instabil wie bspw. einst die Fichten-Monokulturen im Harz. So reicht ein Sturm oder ein Borkenkäferbefall, um einen kompletten Wald zu zerstören. Ein Ökosystem ist wie ein großes Netzwerk, ähnlich einer Fußballmannschaft. Je weniger Spieler, desto schwächer wird das Team. Doch Ökosysteme bestimmen unser Trinkwasser, unsere Luft zum Atmen, unsere Ernährungssicherheit, unsere Gesundheit, unsere Medizin und unseren Wohlstand.

Funktionierende Ökosysteme sind ein Bollwerk gegen Krankheiten und Pandemien. Zerstören wir sie, zerstören wir unsere Lebensgrundlage. Studien zeigen, dass die Entwaldung in Brasilien direkt dazu führt, dass die Anzahl der Malariafälle und anderer Infektionskrankheiten gravierend in die Höhe geschnellt ist. Ein weltweites Dilemma, das uns alle betrifft. Die Erderwärmung löst eine Kettenreaktion aus – mit unabsehbaren Folgen für die Tier- und Pflanzenwelt und somit auch für den Menschen.

Hierbei sind Insekten ein entscheidender Teil des Netzwerks des Lebens, in dem alle Arten miteinander verbunden sind. Wir Menschen hängen mit darin, nur halt an der Spitze. Die Erfahrung der vergangenen fünf, nicht vom Menschen verursachten großen Artensterben ist, dass hinterher die Arten an der Spitze des Nahrungsnetzes verschwunden waren. Immer. Erdgeschichtlich gesehen ist die Spezies „homo“ nicht mal ein Wimpernschlag alt. Demnach wäre das selbstverschuldete Verschwinden unserer ephemeren (vergänglich) Spezies vom Planeten allenfalls eine Randnotiz wert – sofern nach dem Verschwinden des Menschen noch jemand Randnotizen schreiben könnte.

Die Erde selbst und einiges Leben übersteht Netzwerksausfälle. Es gibt immer Arten, die ausweichen und andere Lebensräume oder Nahrungsquellen erschließen können. Wir Menschen aber nicht. Selbst wenn jemand keine Insekten, sondern nur sich selbst mag, dann muss er oder sie einsehen, dass die Bestäubung von Pflanzen nicht nur von Bienen, sondern zu viel größeren Teilen von Motten, Wespen, Käfern und Fliegen erledigt wird. Das ist seit Jahrmillionen so.

Es geht nicht nur um Bestäubung. Insekten sind noch aus anderen Gründen essenziell für Menschen. Es geht um alle Rahmenbedingungen für das Weiterbestehen der Arten. Alle Lebewesen sind milliardenfach im Lebens-Netzwerk miteinander verknüpft. Wie ein riesiges Fischernetz, in dem alle Knoten - die Arten – direkt oder indirekt in Verbindung stehen. Wir Menschen haben inzwischen so viele Löcher in dieses Netz gerissen, dass es nur noch ein Lumpen ist. Unzählige Arten von Vögeln oder Reptilien ernähren sich von Insekten. Tatsächlich sind schon viele davon verschwunden oder stark bedroht. Jene sind wiederum die Nahrungsgrundlage für andere Tiere. Und auch für die Menschen gibt es Konsequenzen: Einige Insekten und Vögel ernähren sich von Schädlingen. Wenn bspw. Blattläuse keine natürlichen Feinde mehr haben wie z.B. Florfliegen, Marienkäfer oder Amseln, wird das für die Bauern und Gärtner zum Problem. Es drohen sogar Ernteausfälle, und Blattlausplagen sind mit der Vergiftung von Insekten vorprogrammiert.

Beispiele zeigen, dass es möglich ist, Arten zu retten und zu erhalten. Für Wildkatze, Wolf, Hamster & Co. können wir noch was tun. Für andere ist es zu spät. Umso länger wir w a r t e n, umso schwieriger. Und ja, jede/r kann kleine Beiträge leisten: das Auto öfter stehen lassen, bewusster Fleischkonsum, regionale und saisonale Lebensmittel oder Fair Trade Produkte kaufen, Lebensmittel verwerten, statt verschwenden, grüner Strom, mehr reparieren, statt neu kaufen, Second Hand uvm. - alles nichts Neues. Man stelle sich nur vor, wenn 84 Mio. in Deutschland lebende – davon 62 Mio. Wahlberechtigte – und jede/r von ihnen mehrere kleinere, bewusste Entscheidungen im Alltag trifft. Wobei auch die Politik überzeugende Impulse setzen muss.

"Und was, wenn wir nicht mehr von Umwelt reden? Denn eine ´Umwelt´ gibt es im strengen Sinne nicht. Lasst uns von unserer Mitwelt sprechen. Lasst uns von der Differenzierung zwischen Mensch und Natur verabschieden. Wir SIND Natur, und zwar zu 100%. Bei MITwelt bin ich immer selbst MIT gemeint, ich kann mich nicht entziehen. MITwelt betrifft immer auch MICH, es geht um MEINE Interessen, MEIN Wohlergehen, MEINEN Arsch!", so Kästner.

Also: Mitwelt statt Umwelt. Um endlich den Ozean zwischen Reden und Tun zu überwinden. Solidarisch, MITeinander. Oder behält am Ende doch der alte Konrad Lorenz (Zoologe, Nobelpreisträger) recht, der in seinem letzten SPIEGEL-Interview 1988 orakelte: „Der Mensch, dieses blöde Vieh, ist zu dumm fürs Überleben.“? Soll das das letzte Wort sein? Finden wir uns damit ab? WIR, jede/r einzelne hat es selbst in der Hand.

Wir sehen uns draußen.
Sandy Kästner
Naturpädagogik | Mitweltbildung | EDUtainment
Staatl. zert. Waldpädagogin | Staatl. zert. Natur- u. Landschaftsführerin | Betriebswirtin (HWK)

 

Foto: Peter Posch, Leipzig

S. Kästner
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Veranstaltungsort

S. Kästner
Bad Lausick
Deutschland

Termine

–  So., 08.10.2023, 14:00 - 16:30 Uhr
–  So., 05.11.2023, 13:00 - 15:30 Uhr
–  So., 10.12.2023, 13:00 - 15:30 Uhr

Kurzinfos

    Bildung für nachhaltige Entwicklung

    Ansprechpartner

    Frau S. Kästner
    Mitweltbildung | Naturpädagogik | EDUtainment
    04651 Bad Lausick
    Telefon: 01632322920
    E-Mail: siehe@Telefonnumm.er

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